Andererseits, und das muss völlig offen diskutiert werden, sollten datenauch im Mittelpunkt einer fundierten Geschäftsentscheidung stehen. Denn, wie das Sprichwort sagt, es geht um “Geschäft”, was unweigerlich darauf zurückgeht, dass wir alle ausnahmslos im Laufe unseres Lebens mehr oder weniger zwischen Gesundheit und Krankheit oszillieren. So ist es und so bleibt es. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass wir als Menschen, wie jede Krankenkasse, nur dann davon profitieren, wenn ein Kunde überhaupt nicht Patient wird. Mit 9,1 Millionen Versicherten ist BARMER eine der größten Krankenkassen Europas. Auch intern müssen wir intern, wenn es um unsere eigenen Prozesse und Kommunikationsflüsse geht, mit den Krankenkassen Schritt halten, wenn wir eine wichtige Rolle bei der Digitalisierung spielen wollen. So haben wir selbst die Organisationseinheit “BARMER.i” gegründet, die unser digitales Power Center und der Herzschlag unserer umfassenden Digitalisierungsstrategie ist. Es ermöglicht uns, Innovationen zu entwickeln, die uns helfen, uns noch stärker auf unsere Kunden und ihre Erwartungen zu konzentrieren. Jeder kann die Rechnung dahinter nachvollziehen: Wenn Die Verarbeitungsroutinen zunehmend durch intelligente digitale Systeme unterstützt werden, haben unsere Mitarbeiter mehr Platz für die Betreuung der Versicherten. Und ihre Gesundheitsversorgung rückt noch näher an den Ort, an dem sie hingehört – zum Zentrum unseres Handelns. Der unbestrittene Fokus jeder Krankenkasse liegt aber auch darauf, sich ihrer herausragenden sozial- und gesundheitspolitischen Verantwortung im Umgang mit Daten bewusst zu sein.
Aus meiner Sicht gibt es zwei Seiten: Natürlich haben viele Unternehmen im Gesundheitswesen Schwierigkeiten, die Fülle der von ihnen gesammelten Daten zu konsolidieren und in realisierbare Ergebnisse umzusetzen. Die meisten Daten werden in separaten Silos gespeichert. Dies ist auf die Notwendigkeit zurückzuführen, strenge Datenschutzrichtlinien und -gesetze einzuhalten, was wiederum bedeutet, dass unterschiedliche klinische, finanzielle und betriebliche Daten getrennt gespeichert werden. Und im Zweifelsfall muss fast jeder Datenzugriff oder -austausch so weit wie möglich gesichert, verschlüsselt und kontrolliert werden. Damit komme ich zu meinem ursprünglichen Anspruch zurück. Ich nenne die Menschen, die die Erwartungen vieler unserer Kunden heute prägen, “G.A.F.A.s”, zum Beispiel. Google, Amazon, Facebook und Apple sind diejenigen, die jeden, der heute Waren im Internet bestellt, dazu bringen, “Lieferung morgen” zu erwarten. Kunden übertragen diesen Anspruch auch an die Leistungen einer Krankenkasse. Dies ist einer der Gründe, warum wir im Kontext der Informations- und Kommunikationstechnologie weiter denken müssen. Damit Innovationen in diesem Sinne dazu beitragen, Prozesse schlanker und effizienter zu gestalten und letztlich die Servicequalität für unsere Kunden zu verbessern.
Was ist die Mission eines jeden Akteurs in der Gesundheitsbranche? Das Kerngeschäft nicht aus den Augen zu verlieren. Und das heißt: uns Menschen und dem äußerst komplexen System, auf dem unsere Gesundheit basiert, mit der bestmöglichen Versorgung zu versorgen. Das ist eine große Aufgabe, auch für Krankenkassen, denn in kaum einer anderen Branche ist die “bestmögliche” auf so vielen Standards wie im Gesundheitswesen. Ethisch und wirtschaftlich, moralisch und technisch, sozial, politisch und so weiter. Was funktioniert und was nicht? Sind die Innovationen wirklich substanziell, oder sind sie nur Showmanship? Deshalb ist es für alle Imgesundheitswesens Beteiligten wichtig, dass sie “die Dinge immer wieder ehrlich machen”.